Sunday, August 29, 2010

Auf den Schulhöfen im Kiez ändert sich nichts

Die Berliner Stadtzeitschrift “Zitty” ist braunen Gedankenguts völlig unverdächtig. Die aktuelle Ausgabe trägt den Titel “Flucht vor Multikulti. Brennpunkt Schule – warum Berliner Eltern ihren Kiez verlassen”. Geschildert werden die alltäglichen Gewalt-Probleme, aber auch die seelischen Nöte von Eltern, die kulturelles Miteinander leben wollen, aber daran scheitern. “Ich kann doch mein Kind nicht der Integration opfern”, sagt beispielsweise eine hilflose Mutter. Die Lage in Problemkiezen ist hinlänglich bekannt und schonungslos beschrieben, zuletzt durch Kirsten Heisig. Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky wird von vielen längst nicht mehr als gewissenloser Populist wahrgenommen, sondern als unaufgeregte Stimme einer vielfach deprimierenden Realität. Berlin weiß meist zu differenzieren zwischen einer heiter-bunten Vielvölkerveranstaltung wie dem “Karneval der Kulturen” und dem Mobbing der Kulturen auf manchen Schulhöfen. Warum nur zieht Thilo Sarrazin mit seinem Buch “Deutschland schafft sich ab” Zehntausende von Vorbestellungen, aber auch radikale Ablehnung, am Ende aber so gewaltige Emotionen auf sich? Warum lässt sich die Kanzlerin herab, einen Autoren zu verdammen, dessen Buch sie wohl kaum gelesen hat?
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