Mit der Selbstverantwortung und Mithaftung von Personen ist
das in der deutschen Presse, unter Politikern und vermeintlichen
Islamexperten so eine Sache. Die wird nämlich stets nur nach Bedarf ein-
und ausgepackt. SPD-Fraktionsvize Ralf Stegner sagte, PEGIDA hätte beim
Attentat auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker „mitgestochen“. Ein hartes Wort, doch wenig Reaktion. Anderes erfährt, wer Merkel eine Mitschuld daran gibt, wenn hierzulande Menschen durch Flüchtlinge zu Schaden kommen. Dann ist der Aufschrei groß. Klar – Rassismus.
Nun ist ja klar, dass mehr Leute mehr Gewalt bedeuten; es
kommen nicht nur Engel, sondern Personen, die unsere Gastfreundschaft
mit Füßen treten. Das ändert jedoch nichts an der Frage, ob es eine
gruppenbezogene Kriminalität gibt. Das in der Tat wäre nicht für
Talkshows von Interesse, sondern ebenso für die polizeiliche Bekämpfung
von Kriminalität. Aber gerade hier liegt der Hase im Pfeffer: Unsere
Kriminalitätsstatistik wird nicht nur falsch gelesen, sondern auch
bewusst bis zur Aussagelosigkeit verändert. Das Thema ist in der Tat ein
heißes Eisen. Vor allem, weil eine genaue Auswertung und Diskussion von
Kriminalität nach Herkunft der Täter oder Migrationshintergrund
gesellschaftliche Sprengkraft in sich birgt.
Im Jahr 2015 verübten Migranten in Deutschland 208.344
Verbrechen. Die Zahl geht aus einem vertraulichen Bericht des
Bundeskriminalamtes (BKA) hervor, der der Bildzeitung vorliegt.
Ein satter Anstieg um 80% gegenüber dem Vorjahr, der umso
erschreckender wirkt, wenn man sich den Zeitraum anschaut, in dem die
Taten begangen wurden. Migranten haben zwischen Januar und Dezember 2015
demnach pro Tag 570 Straftaten begangen oder 23 pro Stunde. Wohlgemerkt
2015 – als die Flüchtlingskrise erst gegen Ende des Jahres so richtig
Fahrt aufnahm: vor Köln und einer beispiellosen Abfolge von Sexual-,
Gewalt- und Diebstahlsdelikten 2016.Wobei man sich ohnehin grundsätzlich keine Gedanken um die
Verbrechensziffern aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland mit den
meisten Migranten machen muss. Die Zahlen aus Nordrhein-Westfalen
tauchen in dem Bericht nämlich gar nicht erst auf. Warum das so ist?
Eines der großen Geheimnisse. Befragte Polizisten verweisen darauf, dass
die Herkunft der Täter konsequent nicht mehr erfasst werden darf. Das
hat der Untersuchungsausschuss zur Kölner Silvester-Nacht bestätigt. Die
Statistik ist nicht falsch – nur nichtssagend. Sich auf sie berufen,
kommt einer bewussten Fälschung von Tatsachen gleich. Denn eine
Statistik, die nur Hülsenfrüchte zählt, kann man nicht anführen, wenn es
um die Zahl von Erbsen geht.Wir erleben die Geburtsstunde des ganz großen Schwindels um die
Statistik: Was den Zielen der Regierung widerspricht, wird nicht
gezählt. Das funktioniert genauso beim neuesten Phänomen – dem Nachzug
von Familienangehörigen. Sie gelten nicht als Asylbewerber, weil sie
keines beantragen. Sie sind Angehörige. Also werden sie nicht gezählt.
Das ist die einfachste Lösung: Bedrohlich erscheinende Phänomene gar
nicht erst wahrzunehmen. Mit der Kriminalstatistik ist es schwieriger.
Die gibt es schon lange. Da muss mehr gebogen werden. Der Grund, weshalb
es in der öffentlichen Diskussion trotz eines nachweislichen Anstiegs
der Migrantenkriminalität um 80% gegenüber dem Vorjahr immer wieder
heißt, Migranten seien nicht krimineller als Deutsche und Deutschland
sei durch sie nicht unsicherer geworden, ist schlicht die Tatsache, dass
der Anteil der straffällig gewordenen Migranten mit der
Gesamtbevölkerungsanzahl von rund 80 Millionen verrechnet wird. Wenn auf
80 Millionen Menschen ca. eine Million Flüchtlinge kommen, von denen
ein Teil straffällig wird, dann führe dies bei insgesamt 81 Millionen
nicht zu einem signifikanten Anstieg der Migrantenkriminalität. Die
Logik ist so einfach wie irreführend: Das Problem wird wegdefiniert, in
dem man es in Beziehung zu einer sehr großen Zahl setzt. Es wird
verdünnt wie die Träne im Ozean.
http://www.tichyseinblick.de/meinungen/das-grosse-geheimnis-kriminalitaetsstatistik/
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