Tuesday, May 09, 2006

9.Mai 1941


Britische Kriegsschiffe kapern das deutsche U-Boot U 110 und erbeuten dabei eine Enigma-Chiffriermaschine. Dadurch kann der Funkverkehr der deutschen Kriegsmarine entschlüsselt werden.
Zitat:
Die Kompromittierung der ENIGMA wird als ein strategischer Vorteil angesehen, der den Alliierten den Gewinn des Krieges erheblich erleichtert hat. Es gibt Historiker, die vermuten, dass der Bruch der ENIGMA den Krieg um etliche Monate, vielleicht sogar um ein bis zwei Jahre verkürzt hat.Wenn man noch weiter spekulieren möchte, kann man aus den Aussagen von Gordon Welchman, der neben Alan Turing einer der führenden Köpfe der britischen Codeknacker in Bletchley Park war, Schlussfolgerungen ziehen. In seinem Buch The Hut Six Story beschreibt er die Gratwanderung, die die alliierten Codeknacker zu vollbringen hatten, um nicht den Anschluss an die von den Deutschen immer wieder neu eingeführten kryptographischen Komplikationen zu verlieren. Mehrfach stand die Entzifferungsfähigkeit auf des Messers Schneide, und immer wieder senkte sich die Waagschale zugunsten der Codeknacker, oft auch mit viel Glück, wie Welchman in seinem Buch einräumt: „We were lucky“ („Wir hatten Glück“).Die Betrachtung alternativer Geschichtsverläufe ist zwangsläufig höchst spekulativ. Entscheidend ist natürlich auch der Zeitpunkt, zu dem die ENIGMA möglicherweise einbruchssicher gemacht worden wäre. Falls dies erst im Jahre 1945 geschehen wäre, hätte es vermutlich nur geringe Konsequenzen auf den Kriegsverlauf gehabt. Im Jahr 1944 dagegen wären die alliierten Invasionspläne behindert worden. Wie man heute weiß, war aus entzifferten ENIGMA-Funksprüchen nahezu die gesamte deutsche Gefechtsaufstellung in der Normandie bekannt. In den Jahren ab 1941 wären die deutschen U-Boote nicht mehr so leicht zu finden gewesen, deren Positionen und Pläne die Alliierten aus entzifferten Funksprüchen genau verfolgen konnten.Was aber wäre gewesen, wenn die ENIGMA von Anfang an unknackbar geblieben wäre? Im Jahre 1940 beispielsweise setzte die Royal Air Force ihre letzten Reserven ein, um schließlich die Luftschlacht um England („The Battle of Britain“) zu gewinnen. Auch hierbei waren entzifferte Funksprüche, insbesondere über die Angriffspläne der deutschen Luftwaffe, eine große Hilfe. Ohne diese Hilfe wäre die Luftschlacht eventuell verloren gegangen und das Unternehmen Seelöwe, also die deutsche Invasion Englands, hätte stattgefunden. Wie es ausgegangen wäre, darüber lässt sich nur spekulieren. Denkbar wäre, dass nach einer deutschen Besetzung Englands noch im Jahr 1940 der Krieg beendet gewesen wäre, denn zu diesem Zeitpunkt befanden sich weder die Sowjetunion noch die Vereinigten Staaten im Krieg. Vielleicht wäre aber alles noch viel schrecklicher geworden und Atombomben wären über Europa explodiert. Das alles sind Spekulationen – deutlich wird allerdings die enorme Bedeutung der Kryptographie und der Kryptanalyse der Schlüsselmaschine ENIGMA für den Verlauf der Geschichte.
adf-berlin

No comments: