Thursday, May 25, 2006

Ein Überraschungsgast von der Hamas

ich-ag der woche
Vielleicht handelt es sich nur um einen kleinen PR-Gag. Aber auch ein solcher muss einem erst einmal gelingen. Doch wenn man derart gute Kontakte hat und so vehement von seiner Sache überzeugt ist, dann bahnt sich der Wille eben seinen Weg. Christoph Hörstel ist stolz darauf, wie es ihm gelang, drei deutschen Bundestagsabgeordneten den Hamas-Minister Atef Adwan ins Büro zu schicken, obwohl das allen Boykott-Beschlüssen von Bundesregierung und EU entgegensteht.
Vermutlich hat die Abgeordneten der gute Name des Vermittlers überzeugt. Denn Hörstel ist nicht nur Mitglied im Beirat der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG), in deren Vorstand wiederum reichlich politische Prominenz sitzt, sondern war auch jahrelang Korrespondent für die ARD und die BBC und dient zuweilen dem Sender n-tv als »Islamexperte«. Für die Firma Siemens war er nach dem Krieg im Nordirak unterwegs, wo er eigenen Angaben zufolge für den deutschen Konzern das Mobilfunknetz aufbauen sollte. Die guten Kontakte zur Terrororganisation Hamas, deren PR-Berater er nun zu sein scheint, will er über die DAG erhalten haben. Was plausibel klingt: Schon der ehemalige Vorsitzende der DAG, Jürgen Möllemann, galt bekanntlich nicht gerade als Freund Israels.
Aber Hörstel hat nicht nur Kontakte, er hat auch eine Meinung: »Welche Waffen haben die Palästinenser, um sich unter vertretbaren Verlusten zu wehren? Ich bin gegen Terrorakte. Ich erkenne aber an, dass die Palästinenser kaum andere nennenswerte Mittel haben. Insofern verurteile ich die Hamas nicht.« Die nahe liegende Frage, ob Hörstel noch alle Tassen im Schrank hat, soll an dieser Stelle nicht näher erörtert werden, aber welche »Verluste« im Kampf gegen Israel die DAG, die ARD, die BBC, n-tv, Siemens und alle, die Hörstel als Experten schätzen oder geschätzt haben, als »vertretbar« ansehen, das wäre doch interessant zu erfahren.
ivo bozic
jungle-world

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