Ein Jahr ist es nun her, dass Vorwürfe gegen ein 28-jährigen Christen laut wurden, er habe sich häufiger beleidigend über den Propheten Mohammed geäußert. Die Beschuldigung allein genügte in Pakistan, um einen Mob von mehreren Tausend Randalierern zu mobilisieren, die schlugen, Steine warfen und Häuser anzündeten. Nun fällte ein Gericht in Lahore das Urteil: Todesstrafe. Und zwar für den der Blasphemie beschuldigten Christen.
Sawan Masihs Anwalt, Naeem Shakir, berichtet, ein Richter habe das Urteil am Donnerstag verkündet. Shakir plant, das Urteil anzufechten. Die Beleidigung des Propheten ist in Pakistan eine ernsthafte Anschuldigung, die mit Haft oder eben mit Todesstrafe geahndet werden kann. Zwar wurde noch nie ein wegen Blasphemie zum Tode Verurteilter auch hingerichtet, doch oft werden die Beschuldigten Opfer von Lynchjustiz. Der Blasphemievorwurf wird bei Streitigkeiten gerne als Waffe eingesetzt.
Beweise für die gotteslästerlichen Äußerungen des Christen gibt es nicht. Die Anklage stützte sich lediglich auf eine Behauptung von Shahi Imran, einem mit dem Angeklagten befreundeten muslimischen Friseur. Auf den Vorwurf hin wollten aufgebrachte Muslime dem Christen einen Denkzettel verpassen.
Die Situation eskalierte, der Mob wurde immer größer, bis zuletzt etwa 3000 Menschen in der christlichen Siedlung randalierten. Mehrere hundert Bewohner der Siedlung, darunter Frauen und Kinder, mussten aus Angst vor Selbstjustiz fliehen. Schließlich verhaftete die Polizei den Verdächtigten.
spiegel
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