Saturday, July 19, 2014

"Ethnische Säuberung in Mossul"

Aus der irakischen Stadt Mossul sind Tausende Christen vor den ISIS-Kämpfern geflohen. Die Extremisten hatten zuvor ein Ultimatum gestellt und die Christen bedroht. Wer die Stadt nicht verlasse, müsse mit dem Tod rechnen, hatten die Islamisten angekündigt. Wahlweise hätten die Christen auch zum Islam konvertieren und eine besondere Steuer zahlen können. In Mossul lebten zuletzt etwa 5000 Christen. Augenzeugen berichteten, die Christen seien über die Lautsprecher der Moscheen aufgefordert worden, die Stadt bis zum Mittag zu verlassen. Einwohner berichteten, Flüchtlingen seien an Kontrollposten all ihr Geld und ihr Schmuck abgenommen worden. Flucht ins Kurdengebiet Viele Flüchtlinge suchten im kurdischen Autonomiegebiet Schutz. "Christliche Familien sind auf dem Weg nach Dohuk und Erbil", sagte der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Er warnte vor einer menschlichen, kulturellen und historischen Katastrophe. In den vergangenen Tagen seien bereits Häuser von Christen in Mossul von außen gekennzeichnet worden, zitierte ihn ein Nachrichtenportal. Irakische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass ISIS-Kämpfer von den Kirchen der Stadt die Kreuze entfernt hätten. Auch Häuser der Christen und deren Besitz hätten die Islamisten in Beschlag genommen. "Dies ist ethnische Säuberung, aber niemand spricht darüber", sagte der christliche Politiker Jonadam Kanna. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte, ISIS scheine entschlossen, "alle Spuren von Minderheitsgruppen in den Gebieten unter seiner Kontrolle im Irak zu tilgen". Statt 1,5 Millionen nur noch 300.000 Christen im Irak Seit Anfang Juni halten die ISIS-Kämpfer Mossul unter ihrer Kontrolle. Seitdem haben Tausende Christen und andere religiöse Minderheiten die Stadt verlassen. Im Jahr 2000 lebten noch eineinhalb Millionen Christen im Irak. Im Dezember 2013 waren es nur noch 300.000. Die christliche Minderheit, die seit der Frühzeit des Christentums im Irak lebt, war in den vergangenen Jahren immer wieder Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt.
 swr3

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