Aus der irakischen Stadt Mossul sind Tausende Christen vor den
ISIS-Kämpfern geflohen. Die Extremisten hatten zuvor ein Ultimatum
gestellt und die Christen bedroht. Wer die Stadt nicht verlasse, müsse
mit dem Tod rechnen, hatten die Islamisten angekündigt. Wahlweise hätten
die Christen auch zum Islam konvertieren und eine besondere Steuer
zahlen können. In Mossul lebten zuletzt etwa 5000 Christen.
Augenzeugen berichteten, die Christen seien über die Lautsprecher der
Moscheen aufgefordert worden, die Stadt bis zum Mittag zu verlassen.
Einwohner berichteten, Flüchtlingen seien an Kontrollposten all ihr Geld
und ihr Schmuck abgenommen worden.
Flucht ins Kurdengebiet
Viele Flüchtlinge suchten im kurdischen Autonomiegebiet Schutz.
"Christliche Familien sind auf dem Weg nach Dohuk und Erbil", sagte der
Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Er warnte vor einer
menschlichen, kulturellen und historischen Katastrophe. In den
vergangenen Tagen seien bereits Häuser von Christen in Mossul von außen
gekennzeichnet worden, zitierte ihn ein Nachrichtenportal. Irakische
Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass ISIS-Kämpfer von
den Kirchen der Stadt die Kreuze entfernt hätten. Auch Häuser der
Christen und deren Besitz hätten die Islamisten in Beschlag genommen.
"Dies ist ethnische Säuberung, aber niemand spricht darüber", sagte
der christliche Politiker Jonadam Kanna. Die Menschenrechtsorganisation
Human Rights Watch warnte, ISIS scheine entschlossen, "alle Spuren von
Minderheitsgruppen in den Gebieten unter seiner Kontrolle im Irak zu
tilgen".
Statt 1,5 Millionen nur noch 300.000 Christen im Irak
Seit Anfang Juni halten die ISIS-Kämpfer Mossul unter ihrer Kontrolle.
Seitdem haben Tausende Christen und andere religiöse Minderheiten die
Stadt verlassen.
Im Jahr 2000 lebten noch eineinhalb Millionen Christen im Irak. Im
Dezember 2013 waren es nur noch 300.000. Die christliche Minderheit, die
seit der Frühzeit des Christentums im Irak lebt, war in den vergangenen
Jahren immer wieder Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt.
swr3
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