Von der Terrorgruppe festgehalten, sind Frauen und Mädchen ab 14 Jahren die nicht als Ehefrauen verkauft wurden, Vergewaltigung und Folter ausgesetzt. Eine Frau versucht ihnen die Freiheit zu erkaufen – doch die Zeit läuft ab.
Erbil (Irak) – Tausende Êzîden, die aus ihren Häuser vertrieben worden, von der ISIS umzingelt und im Gebirge von Shingal verzweifelt gefangen waren, haben die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich gezogen und einige Untersützung der US-Luftwaffe und humanitäre Hilfe erhalten. Hunderte yezidische Frauen aber sind vom ISIS verschleppt worden und werden in geheimen Gefängnissen festgehalten, wo sie dem schrecklichen Schicksal vergewaltigt und wie Eigentum verkauft zu werden ausgesetzt sind.
Überlebende, die der ISIS entkommen konnten, berichten dass den Frauen in den Gefängnissen in Mosul zweierlei Schicksal bevorstehe: Jene, die zum Islam konvertieren werden als Bräute den Kämpfer der Islamisten für Priese ab 25$ bis höchstens 150$ verkauft werden. Jene, die nicht konvertierten, werden täglich vergewaltigt und sterben langsam vor sich hin.
Die Berichte sind von Frauen aus den Gefängnissen, die ihre Mobiltelefone verstecken und ihre Verwandten kontaktieren konnten und von ihrer Lage berichteten. Einige der inhaftierten Frauen sind von den Militanten gezwungen worden ihre Familien zu kontaktieren. Die Mutter einer weiterhin gefangen gehaltenen Frau berichtete The Daily Beast über den Anruf, den sie von ihrer Tochter erhalten hatte. Sie war gezwungen ihrer Tochter zuzuhören, wie sie detailliert beschrieb, von einem Dutzend Männer innerhalb weniger Stunden vergewaltigt worden zu sein. Andere Frauen berichteten, wie Neugeborene unter diesen Bedingungen geboren und aus den Händen ihrer Mutter gerissen wurden. Das Schicksal dieser Babys ist ungewiss.
Frauen die der ISIS entkommen konnten und deren Familienangehörigen weiterhin festgehalten werden, kommen zu Pakhshan Zangana um nach Hilfe zu bitten. Die Leiterin des Hohen Rates für Frauenangelegenheiten der Autonomen Region Kurdistan versucht Aufmerksamkeit auf die Notlage der Frauen zu lenken und plädiert für eine Intervention, befürchtet aber, dass die Bemühungen ins Leere laufen. “Frauen und Familien kontaktieren uns täglich, die Situation wird immer verzweifelter”, sagt Zangana. Ohne die Hilfe von außen, hat Zangana begonnen privaten Spenden zu sammeln, um zu versuchen, die gefangenen Frauen von der ISIS freizukaufen bevor sie als Sexsklavinnen verkauft werden.
Das Badush Gefängnis in Mosul, wo die Frauen versklavt worden sind, ist zu einem Haus des Horrors geworden, seitdem der Islamische Staat die Kontrolle über Region erlangt hat. Noch während der ersten ISIS Angriffe in Mosul im Juni, wurde das Badush Gefängnis eingenommen und 670 schiitische Inhaftierte hingerichtet. Dieses Massaker, das von 20 Überlebenden und 16 Augenzeugen bestätigt wird, markierte dem Vorsitzenden der UN Menschenrechtsorganisaton Navi Pillay zufolge nur den Beginn des weiteren Schreckens im Gefängnis, nachdem die ISIS die Kontrolle erlangt hat.
Seit die ISIS Mosul im Juni unter ihre Kontrolle hat, nutzt sie da Gefängnis vielen Berichten zufolgen um gefangenen Frauen als Sexsklaven festzuhalten, bevor sie an Dritte weiterverkauft werden. Einige dieser Frauen sind Yezidinnen, die während dem Ansturm auf Shingal verschleppt woren sind, aber sie sind nicht alleine. Während die Zahl der yezidischen Frauen auf mehreren Hundert geschätzt wird, ist die Zahl irakischen Quellen noch viel höhe, da auch Frauen anderer Minderheitsgruppen, wie Turkmenen und Christen, dort gefangen sind.
“Es ist krank”, sagt Zangana, während sie ihre Tränen zurückhält. “Die ISIS geht so weit, dass sie örtliche Kosmetikerinnen bestellt und diese die Frauen bekleiden und schminken. Dann ermahnen sie die Frauen, dass sie sich ihren neuen Ehemännern unterwürfig zu verhalten haben” Eine yezidische Frau, die vom ISIS entführt wurde, berichtete The Daily Beast dass viele der inhaftierten Minderjährige sind, einige von ihnen erst 14 Jahre alt.
Während die Situation hoffnungslos erscheint, kontaktieren Frauenaktivistinnen wie Zangana so viele Parteien wie sie nur können, um zu versuchen die Frauen zu retten. “Einige konnten entkommen, aber wir wissen, dass die Mehrheit hierzu keine Chance haben wird ohne sofortige Maßnahmen und Hilfe”, sagt Zangana. Es ist nur wenig über organisierte ISIS Struktur bekannt, sodass es kaum möglich ist, direkt mit ihnen zu verhandeln und die Freilassung der Frauen zu erwirken.
Die Zeit wird knapp, die KRG versucht mit nicht-konventionellen Mitteln die Freisetzung der Frauen zu erreichen. Sie greifen etwa auf Crowdsourcing-Fonds zurückgreifen und versuchen mit einem Flickenteppich sozialer Freiwilligen von lokalen Bürger und der örtlichen Wirtschaft den Verkauf der Frauen zu verhindern. Sie versprechen jeden für ihre Hilfe zu entschädigen. Allerdings kommt die Kampagne nur langsam in Fahrt und während sie um mehr Gelder kämpfen, werden weitere Frauen verkauft, nur wenige werden jemals zu ihren Familien zurückkehren.
“Das ist nicht einfach nur ein kurdisches oder irakisches Problem, es ist eine internationale Krise”, sagt Zangana. Viele der Überlebenden berichten, dass die Kämpfer [der ISIS] von Nationen aus aller Welt stammen. Einer der Frauen erklärt, dass sie ausländische Kämpfer anhand der verschiedenen Sprachen die sie sprachen identifizieren konnte, als auch an ihrer Erscheinung. “Die Frauen, die uns kontaktieren berichten, dass viele von ihnen aus Tscheschenien stammen”, einer Region in der Russischen Föderation, die für ihre islamistischen Kämpfer bekannt ist und anhand ihrer russischen Sprache und roten Bärte erkannt worden sind. Andere Frauen die in dem Gefängnis festgehalten werden ergänzen, dass auch “britische und belgische Staatsbürger” hier sind, berichtet Zangana The Daily Beast.
“Das ist eine vollkommene psychologische Kriegsführung. Die betroffenen Familien sind bereits durch den Verlust ihrer Geliebten zerstört und nun werden sie von der ISIS auch noch kontaktiert, ihnen wird von den Grausamkeiten berichtet, die ihre Geliebten zu erleiden haben!”, sagt Zangana.
Die wenigen Überlebenden, die entkommen oder fliehen konnten, sind zurückhaltend was ihre Zukunftsaussichten betrifft. “Aus dem kulturellen Kontext heraus haben diese Frauen alles verloren. Viele von ihnen können nicht nach Hause zurückkehren – ihr Zuhause ist entweder zerstört oder sie werden von ihrer Familie abgelehnt, wegen dem was ihnen widerfahren ist”, sagt Zangana. Für diese Frauen gibt es nur wenige Alternativen.
“Sie müssen verstehen, dass das eine Art des Völkermordes ist und wir nicht viel Zeit haben”, sagt Zangana als wir uns von unserem Interview in Erbil verabschieden.
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