Von Tommy Mueller
Kriminalwissenschaftler aus Frankreich haben keine Anzeichen dafür gefunden, dass der frühere Palästinenserführer Jassir Arafat vergiftet wurde. Diese Untersuchungsergebnisse wurden jetzt bekannt, noch bevor die Franzosen sie offiziell vorstellten. Sie kamen damit zu anderen Ergebnissen als eine Forschungsgruppe aus der Schweiz. Die hatte im vergangenen Monat bekannt gegeben, sie habe in Proben aus Arafats Leiche hochgiftiges Polonium entdeckt. Arafat war 2004 in einem französischen Krankenhaus gestorben, nachdem er vier Wochen lang schwere Magen- und Verdauungsprobleme hatte.
Die französischen Ärzte hatten sich damals die Erkrankung des Palästinenserführers nicht erklären können. Eine Autopsie wurde nicht durchgeführt, Arafat wurde in Ramallah unter chaotischen Umständen beerdigt. Er wird bis heute von den Palästinensern wie ein Nationalheiliger verehrt, zu seinem Todestag gibt es alljährlich Demonstrationen. Erst im November 2012 war seine Grabstätte geöffnet worden, ein internationales Wissenschaftlerteam hatte dem Leichnam Gewebeproben entnommen. Diese wurden in verschiedenen Labors aufwändig analysiert.
Arafats Witwe Sufa – eine Christin, die in Paris lebt – hatte stets behauptet, ihr Mann sei ermordet worden. Sie sprach nach der Veröffentlichung der Schweizer Untersuchungsergebnisse vom „Verbrechen des Jahrhunderts“. Fachleute hatten die Schweizer Ergebnisse aber sofort angezweifelt, weil das fragliche Polonium 210 rasch zerfällt und so viele Jahre nach Arafats Tod kaum nachweisbar sei. Die französischen Wissenschaftler haben nun eine andere Erklärung für das Vorhandensein der radioaktiven Spuren gefunden: Sie vermuten, dass radioaktives Radon-Gas in Arafats Grab damit in Zusammenhang stehen könnte, berichten heute israelische Medien.
Von palästinensischer Seite hatte es geheißen, Israel sei „der einzige Verdächtige“, der für einen Mordanschlag auf den Palästinenserführer in Frage komme. Israel hatte dies stets bestritten. Zwar hatte man Beweise, dass Arafat Terrorakte persönlich befahl und unterstützte. Aber vor seinem Tod war Arafat in Ramallah isoliert und konnte wenig Schaden anrichten.
Arafats Witwe Sufa deutete an, der Täter könne aus dem „inneren Kreis“ um Arafat kommen – da hatte es wohl viele Neider und Intriganten gegeben, die Arafat die Führungsposition abspenstig machen wollten. Doch nach den neuen französischen Ermittlungsergebnissen ist die Todesursache von Jassir Arafat weiterhin unklar, und es darf weiter spekuliert werden.
israelheute
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