Valdet Gashi schwärmt von den Verhältnissen in Syrien. Er habe sich als
Helfer und nicht als Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat
angeschlossen, patrouilliere entlang des Euphrats und spüre Schmuggler
und Spione auf. Die Bedingungen seien gut im Kalifat, propagiert der
28-Jährige in Interviews und auf seiner Facebook-Site. Inzwischen
rechnet er laut eigenen Angaben damit, dass er in Kampfhandlungen
involviert wird. In Winterthur hatte Gashi bis Ende des letzten Jahres
ein Kampfsport-Center betrieben. Dort trainierten auch
drei andere junge Männer, die mittlerweile nach Syrien gereist sind.
Einer davon befindet sich am gleichen Ort wie Gashi. Doch wieso führte
der Weg des zweifachen Thaibox-Weltmeisters aus dem deutschen Singen
ausgerechnet über Winterthur?
In Deutschland ermitteln inzwischen die
Strafverfolgungsbehörden gegen Gashi. Auch die Schweizer Behörden gehen
von einer sehr aktiven Szene aus. Die Strafverfolgungsbehörden führen
derzeit mehrere Verfahren gegen Personen aus dem Grossraum Winterthur.
Äussern will man sich bei der Bundesanwaltschaft allerdings nicht – aus
ermittlungstaktischen Gründen. Unter Beobachtung steht auch die
Koran-Verteilaktion «Lies!» des deutschen Predigers Ibrahim Abou-Nagie.
Diese war auch in mehreren Schweizer Städten präsent. Die
Jihad-Reisenden aus Winterthur hatten alle Kontakt zu «Lies!». Auch
Gashi, der jedoch bestreitet, dass die Aktion etwas mit dem Islamischen
Staat zu tun hat.
Es
herrsche eine grosse Dynamik zwischen deutschen und schweizerdeutschen
Städten, sagt Terrorismusexperte Jean-Paul Rouiller vom Centre for
Training and Analysis of Terrorism in Genf. «Vor allem Salafisten aus
Frankfurt, Köln und München stehen mit Glaubensbrüdern aus Winterthur,
Zürich, Basel und Bern in Kontakt.» Und wieso gerade Winterthur? Die
Antwort von Terrorismusexperte Rouiller fällt klar aus: «Das hat
eindeutig mit den Moscheen in Winterthur zu tun, in denen der
salafistische Glaube gepredigt wird.» Dass es in der zweitgrössten
Zürcher Stadt eine soziale Unterschicht gebe, sei kein Grund, den
Salafismus als Loser-Phänomen abzutun. «Mit dieser Argumentation macht
man es sich zu einfach.» Die Perspektivlosigkeit spiele zwar eine Rolle.
«Aber salafistische Moscheen sind gefährlicher, da hier Jugendliche,
egal welcher Herkunft, mit Extremisten in Kontakt kommen.»
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