Bei der zweiten Islamkonferenz in Deutschland wird es Anfang Mai voraussichtlich kontroverse Diskussionen geben. Der Islamrat für die Bundesrepublik forderte am Samstag einen respektvolleren Umgang mit den Muslimen. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) rief dagegen die muslimischen Verbände zu verstärkten Integrationsbemühungen auf.
Der Islamrats-Vorsitzende Ali Kizilkaya betonte, die muslimischen Verbände engagierten sich sehr intensiv für die Integration. Undifferenzierte Äußerungen von Politikern erschwerten aber diese Arbeit, weil sie Misstrauen förderten. Auch von den christlichen Kirchen gebe es zahlreiche Versuche, "die Muslime oberlehrerhaft zu erziehen".
Kizilkaya fügte hinzu, die Muslime müssten nicht alle zwei Monate aufgefordert werden, die Grundwerte in Deutschland zu achten. Dies sei "eine Selbstverständlichkeit". Er hoffe, dass es bei der zweiten Islamkonferenz deutliche Fortschritte gebe.
Beckstein mahnte, die "Werte-Ordnung" in Deutschland müsse uneingeschränkt beachtet werden. Dies müssten die muslimischen Verbände "sehr viel engagierter" als bisher klar machen und ihre Mitglieder zu mehr Integrationsbereitschaft auffordern. Dazu gehöre, die deutsche Sprache zu lernen. Ferner dürften die Verbände den muslimischen jungen Frauen nicht das Tragen eines Kopftuchs empfehlen, sondern sollten sie ermuntern, weltoffen und gleichberechtigt die Bildungschancen zu nutzen.
Beckstein warnte zugleich, die größte Gefahr für die innere Sicherheit sei der "islamistische Terror". Zwar sei nur eine kleine Minderheit der Muslime in Deutschland gewaltbereit - "aber es ist eine gefährliche Minderheit".
Edathy sagte, die Diskussion über den Islam müsse "entemotionalisiert und versachlicht" werden. Der SPD-Politiker fügte hinzu: "Es gilt, seitens der Nicht-Muslime Verständnis zu fördern und mögliches Misstrauen abzubauen - und seitens der Muslime Zugehörigkeitsgefühle zu fördern." Dies bedinge aber insgesamt, "den Dialog auf Augenhöhe und in dem Wissen zu führen, dass Religion letztlich Privatsache ist, die Werte des Grundgesetzes aber die gemeinsame und verbindliche Grundlage des Zusammenlebens sind".
Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, warb für verstärkte Integrationsbemühungen gegenüber den Muslimen. Er betonte, Migranten bräuchten "verlässliche Chancen auf ein besseres Leben als im Herkunftsland". Zugleich brauche die Gesellschaft "von ihnen verlässliche Zeichen, sich auf die Spielregeln einzulassen, die sie für ein auskömmliches Miteinander aufgestellt hat."
Freiberg fügte hinzu: "Es besteht bei einigen Muslimen die Gefahr der Radikalisierung." Dabei handele es sich um Personen, "die keinen Zugang zu unserer Gesellschaft erhalten - sei es, weil das traditionelle familiäre Umfeld zu stark ist oder die Ablehnung der Gesellschaft zu frustrierend".
(ddp)
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