Sunday, June 29, 2014

Die FIFA-Verschwörung

Wer in Ägypten die diesjährige FIFA Fußballweltmeisterschaft verfolgen will, hat dazu mehrere Möglichkeiten. Die teuerste heißt beIN Sports, ein Kanal, der die exklusiven Ausstrahlungsrechte für ganz Afrika besitzt. BeIN Sports gehört zum Al Jazeera-Netzwerk und wurde als Marke Ende des vergangenen Jahres ins Leben gerufen.
Wer die mindestens rund 180 Euro für ein Jahresabonnement eines Programmpakets, das die Übertragung der Fußballspiele beinhaltet, nicht aufbringen kann oder will – das monatliche Durchschnittseinkommen lag 2012 bei ca. 80 Euro -, hat in Ägypten oftmals aber noch die Möglichkeit, den israelischen Sender Sport 5 zu empfangen, der Spiele unverschlüsselt überträgt.
Und genau diese Chance nutzen offenbar nicht wenige Ägypter, was Mohamed Shabana, den Vorsitzenden der Egyptian Sports Writers Association, dazu brachte, sich über Al Jazeera zu beschweren. Der Sender, derzeit in Ägypten ohnehin wegen seiner Nähe zu den Ikhwan nicht eben beliebt, treibe mit seiner Preispolitik die Zuschauer zu den “Zionisten”.
Doch nichts ist, scheint’s, schlimmer als israelisches Fernsehen, das Fußballspiele zeigt, die gleichen Bilder wie BeIN Sports – nur mit anderem Senderlogo. Deshalb wettert auch Khaled Bayoumi, Sport- und, gewiß, Juden-“Experte”, gegen sparsame Landsleute: “[W]atching Israeli channels is tantamount to ‘normalising’ relations, which he says he’s ‘totally against’”.
“I say to Egyptian viewers: if you have no option but to watch the Israeli channels, then to hell with the whole World Cup [..].”
Denn mit der Übertragung von Fußballspielen, so der auch als “Maradona of Port Said” bekannte frühere ägyptische Nationalspieler Ibrahim El-Masry, wollten die “Zionisten” nur “poor and badly-educated people” verführen. “He described Israel’s World Cup broadcasting efforts as ‘obvious propaganda’ and ‘just the beginning’ of future programmes to ‘hook Arab viewers’.”
Die allerdings scheinen nicht wirklich gefährdet. Einen Gruß Ofir Gendelmans, eines Sprechers des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu, an arabische Fußballfans beantworteten die – nun, gewohnt zurückhaltend: “Get us an Arabic commentator and I will pray for you that you die soon!”
 tw24

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