Ein neu veröffentlichtes Propaganda-Video der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zeigt die britische Geisel John Cantlie. Der Film ist wie eine Dokumentation aufgemacht, trägt den Titel «Aus dem Inneren Halabs», wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtet. Halab ist der arabische Name für die nordsyrische Stadt Aleppo.Cantlie, der seit über zwei Jahren in den Händen der Miliz ist, musste bereits früher in einer ganzen Reihe Propagandavideos des IS auftreten. Etwa in «Aus dem Innern Ayn al-Islams» (Kobane) oder «Aus dem Innern Mossuls», einer irakischen Stadt.
In der jüngsten, professionell wirkenden Produktion sieht Cantlie gemäss PA gesund aus. Der Brite in seinen Vierzigern trägt eine braune Jacke und eine schwarze Hose und muss im Clip wie ein Reporter über verschiedene Themen wie Bildung, Drohnenangriffe und die Scharia berichten.So beschreibt der Fotojournalist laut dem «Guardian» «Fortschritt und Ausdehnung» der Miliz als «bemerkenswert und atemberaubend». Zwar hätten die syrische und amerikanische Luftwaffe grosse Teile Aleppos in Schutt und Asche gelegt. Unter dem IS funktioniere das Leben hier aber trotzdem, es gebe gar eine «blühende Wirtschaft».
Der Westen halte am Vorurteil fest, die Bildung leide unter der Herrschaft des «Islamischen Staates». Dabei würden hier in Aleppo junge Männer den Koran und Sprachen studieren, um später dann andere zu lehren.Nach einer Sequenz, die die Folgen eines Luftangriffs zeigen soll, sagt der Brite, die «Feuerwehr des IS» sei nun vor Ort. Dann ist Cantlie in einem Scharia-Gericht zu sehen, wo er die islamische Rechtsprechung erklärt. «Im Gegensatz zu den Gesetzen in demokratischen Ländern sind die Regeln der Scharia denkbar einfach.»
Das Urteil, dass einem nach einem Diebstahl eine Hand abgehackt wird, klinge zwar hart, «aber man wird dasselbe Verbrechen nie wieder begehen». Ausserdem schrecke es andere vor gleichen Taten ab, zitiert der «Guardian» Cantlie aus dem Video.
Schliesslich interviewt die Geisel ein französisches IS-Mitglied, fragt nach den Attacken auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» und einen jüdischen Supermarkt in Paris Anfang Januar. «Die drei Angriffe haben uns einfach nur glücklich gemacht», antwortet der Kämpfer in Französisch.
Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat hat in der Vergangenheit zahlreiche ihrer Geiseln enthauptet. Jüngst veröffentlichte sie einen Clip, in dem der jordanische Pilot Muath al-Kasasba bei lebendigem Leib verbrannt wird. Jordanien reagierte darauf mit Bombenangriffen auf vom IS eingenommene Orte.
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