Friday, March 06, 2015

IS macht Nimrud dem Erdboden gleich

Nimrud 
Die Terrormiliz IS setzt ihre gezielten Schändungen von Kulturgütern fort und sorgt damit bei der Bevölkerung und bei Archäologen für Entsetzen. Diesmal trifft es die antike Ruinenstätte Nimrud im Nordirak, die vom Islamischen Staat regelrecht niedergewalzt wurde. Mit schweren Militärfahrzeugen hätten die Dschihadisten die bekannte antike Stadt dem Erdboden gleichgemacht, teilte die Regierung in Bagdad mit. Über das genaue Ausmaß der Schäden gab es zunächst keine weiteren Details. Der Irak und westliche Forscher verurteilten den Kulturvandalismus der IS-Miliz scharf. Gefolgsleute des IS sehen in antiken Kulturgütern Symbole des Abfalls vom Glauben, die es zu beseitigen gelte. Erst vergangene Woche hatten die Extremisten mit der Zerstörung von archäologischen Kunstwerken von unschätzbarem Wert weltweit für Entsetzen gesorgt. Auf einem IS-Video war zu sehen, wie sie am Stadtmuseum von Mossul mit Hämmern und Bohrern jahrtausendealte Statuen zerkleinerten.Nun richtete sich die Zerstörungswut offenbar gegen Nimrud. Der Ort war einst die zweite Hauptstadt Assyriens, einem antiken Königreich, dessen Blütezeit etwa 900 Jahre vor Christus begann. Nimrud wurde 612 vor Christus zerstört. Die Stätte liegt am Fluss Tigris südlich von Mossul, der zweitgrößten Stadt des Iraks, die die IS-Miliz im Juni 2014 einnahm. Der Fund von Kunstschätzen in den Königsgräbern Nimruds gilt als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen im 20. Jahrhundert. Vor diesem Hintergrund zeigte sich das irakische Ministerium für Tourismus und Altertümer erschüttert über die Zerstörungen durch die IS-Miliz. Die Gruppe "widersetzt sich weiter dem Willen der Welt und den Gefühlen der Menschheit", erklärte die Behörde.Die Wissenschaftlerin Suzanne Bott nahm zwischen 2008 und 2010 in Nimrud mehrmals an Sanierungsprojekten teil. Die Stätte sei eine von vier assyrischen Hauptstädten gewesen, in denen Medizin, Astrologie, Landwirtschaft und Handel praktiziert worden sei. Auch einige der frühesten Schriften habe sie beherbergt. "Sie wird in der Tat als Wiege der westlichen Zivilisation bezeichnet, deshalb ist dieser Verlust so niederschmetternd", sagte Bott, die an der Universität von Arizona als Projektleiterin für den Erhalt des Kulturerbes im Irak und in Afghanistan arbeitet.Die Zerstörung altorientalischer Fundstücke ist für den Altorientalisten Markus Hilgert eine "Katastrophe für das Kulturerbe der Menschheit". Die neuesten Taten der Islamisten seien auch ein Weckruf an die internationale Gemeinschaft, sagte der Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn nichts getan wird, dann ist das einmalige Kulturerbe im Irak und auch in Syrien in zehn oder 15 Jahren verschwunden." Jack Green, Chefkurator am Orientalischen Institut der Universität von Chicago, wies darauf hin, dass die IS-Miliz zur Finanzierung ihres Krieges oft Artefakte verkauft, die sich forttragen lassen. Die größeren Kunstwerke und Skulpturen würden an Ort und Stelle zerstört.Die Terrormiliz beherrscht weite Teile des Irak und Syriens. In ihrem sogenannten Kalifat verfolgen die sunnitischen Extremisten Angehörige anderer Religionsgruppen. Auch in Deutschland finden die Dschihadisten immer mehr Anhänger. Bislang sind 650 sogenannte Gotteskrieger aus Deutschland in Kampfgebiete in Syrien und im Irak ausgereist. Das sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in der ZDF-Sendung "maybrit illner". Deutschland verzeichne damit einen ähnlichen Trend wie etwa Frankreich und Belgien. Lediglich in Großbritannien gehe die Zahl derer, die sich dem Dschihad anschließen, etwas zurück, so der Minister. Insgesamt wüssten die Sicherheitsbehörden "eine ganze Menge" über die islamistische Szene in Deutschland. So seien die "Ausreiser" von den Behörden "ganz klar identifiziert". Auch die mehr als 1000 sogenannten Gefährder "kennen wir ziemlich genau", sagte der CDU-Politiker. Die Zahl der Ausreisen in die Kampfgebiete geht seit vielen Monaten nach oben. Mitte Januar hatte de Maizière im Bundestag von rund 600 gesprochen. 

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