Akif Pirinçci hat auf der letzten Pegida-Demonstration für einen
Eklat gesorgt. Der für seine derbe, bewusst eingesetzte Vulgärsprache
berühmt-berüchtigte Autor hat gesagt, so konnte man es überall lesen:
„Leider sind die KZs außer Betrieb.“ In den meisten Medien wird
behauptet, oder zumindest suggeriert, er habe mit seiner Aussage
gefordert, dass der Staat Flüchtlinge in Konzentrationslager sperren
solle. Wenn man seine Rede aber im Zusammenhang liest, erkennt man
schnell, dass dies eine völlige Fehlinterpretation seiner Aussage ist:
“Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor
dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm
schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn es gefälligst nicht
pariert. Es gäbe natürlich auch andere Alternativen. Aber die KZs sind
ja leider derzeit außer Betrieb.”
Pirinçci nimmt mit seiner provokanten Überspitzung Bezug auf den
Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU), der asylkritischen
Deutschen nahegelegt hat, das Land zu verlassen.
Pirinçci unterstellt Politikern wie Lübcke, dass sie unliebsame
politische Gegner am liebsten in alter Nazi-Manier aus dem Wege räumen
würden. Dies ist zwar immer noch nicht besonders geschmackvoll und mit
Sicherheit auch nicht die intelligenteste Aussage, die der
Bestseller-Autor je von sich gegeben hat, aber dennoch eine völlig
andere Nummer als die ihm in die Schuhe geschobene Forderung nach der
Inbetriebnahme von Konzentrationslagern.
Aber der Satz „Leider sind die KZs nicht mehr in Betrieb“ macht sich,
aus dem Zusammenhang gerissen, eben so gut in Überschriften und passt
außerdem wie die Faust aufs Auge zu der nach dem Anschlag auf die
Kölner OB-Kandidatin angeheizten Stimmung gegen Pegida.
So dämlich es ist, eine Bewegung, die es gerade mal seit einem Jahr
gibt, für die Tat eines Irren, der seit Jahrzehnten in der
rechtsextremen Szene unterwegs ist, verantwortlich zu machen, so wenig
hindert es Politiker aller Parteien daran, es dennoch zu tun.
Bundesjustizminister Heiko Maas twitterte umgehend, nachdem auf einer
Pegida-Demo zwei für Gabriel und Merkel „reservierte“ Galgen gesichtet
wurden:
Wer bei #Pegida mitläuft, dem muss klar sein, wem er da hinterher
läuft: Menschen, die nichts anderes im Sinn haben als Radikalisierung.
Man möchte ergänzen, dass Selbiges auch für seine eigene
Juso-Parteijugend gilt, die bei Demonstrationen regelmäßig dem autonomen
schwarzen Block hinterherläuft, aber man weiß, dass sich der
SPD-Minister sein einseitiges Bild von Radikalismus nicht durch
rationale Kritik kaputtmachen lässt. Unterstützt wird er in seiner
Wahrnehmung durch die breite Front politisch Einäugiger.
Für jeden Brandanschlag, jeden Angriff auf einen Ausländer und jede
Eskalation am Rande irgendeiner Demo, die noch nicht einmal direkt etwas
mit Pegida zu tun haben muss, wird die „Bewegung“ dennoch
verantwortlich gemacht. Ganz so, als hätte es vor Pegida keine politisch
motivierte Gewalt und Kriminalität gegeben. Dass diese in der Mehrheit
der Fälle auch heute immer noch von links ausgeht, wird sowieso gänzlich
verschwiegen. Sowohl von Politikern als auch von „journalistischen“
Formaten wie „Panorama“, deren Reporter mittlerweile häufiger auf den
Pegida-Kundgebungen unterwegs sind als viele der Aktivisten selbst.
Rechter Extremismus ist eben per se schlimmer als linker, und ein
Pegida-Galgen ist ein klarer Mordaufruf, wogegen ein linker Galgen oder
gar eine revolutionär-romantische Guillotine offenkundig nur ein
heiterer Spaß ist, den jeder verstehen muss, der zum Lachen nicht in den
Bürgerbräukeller geht. Alles, was Akif Pirinçci sagt und schreibt, ist
dagegen wiederum bierernst zu nehmen.
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