Wie die gestrige Bundestagswahl gezeigt hat, ist es für die
selbsternannten Volksparteien auch dann nicht leicht, unpopulär zu sein,
wenn ihre politischen Verantwortungsträger das nicht wahrhaben möchten.
von Ramiro Fulano
Erinnern wir uns kurz, wie es zum gestrigen Wahlergebnis kam, liebe
Leserinnen und Leser: Vier Jahre lang wurde von Frau Dr. Merkel und
ihrer GroKo aus Union und SPD eine „alternativlose“ Politik gemacht.
Erst wurden die deutsch-russischen Beziehungen ruiniert (Stichwort
Ukraine), dann die deutsch-amerikanischen (Stichwort Trump) und
schließlich die deutsch-britischen (Stichwort Brexit).
Nebenbei wurden Millionen nach Deutschland eingeladen, die
überwiegend aus Somalia, Eritrea und Nigeria stammten, sich aber
angeblich auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg befanden und auf
Kosten der deutschen Steuerzahler regelmäßig wochenlang Urlaub in ihren
Heimatländern machen durften, obwohl sie dort ganz schrecklich
„verfolgt“ wurden – so stand es zumindest im Asylantrag.
Und nun wundert sich das politische Personal dieser Republik, dass es
dafür die Quittung bekommen hat. Man fühlt sich vom Wähler
missverstanden, ungerecht behandelt und jammert über die „Alternative
für Deutschland“. In zweckdienlicher Hysterie sieht man bereits den
ersten Fackelzug durchs Brandenburger Tor marschieren. Meinungsfreiheit
ist eben eine tolle Sache, wenn alle derselben Meinung sind, nicht war,
lieber linkalsternativer polit-medialer Mainstream?
Am leichtesten fiel es gestern Abend der CDU, ihr Wahldebakel
wegzulächeln, aber die noch immer größere der beiden Unionsparteien war
eben noch nie für ihre Intelligenz berühmt. 32,9% und 246 Mandate
klingen ja erstmal ganz nett und proper, aber nachdem ihr über 8% der
Wähler den Rücken gekehrt haben, ist die Unionsfraktion im Deutschen
Bundestag auch um ein Fünftel kleiner – mit allen daraus resultierenden
persönlichen Unbequemlichkeiten.
Und obwohl gerade über siebzig ehemalige CDU-Abgeordnete „voll
muttiviert“, also vom demokratischen Souverän überflüssig gemacht
wurden, jubilierte die augenscheinlich jungunionale Klatschmasse im
Adenauer-Haus gestern vor laufenden Fernsehkameras so frenetisch, als ob
ihre Partei den Grand Prix der Eurovision gewonnen hätte. Es konnte der
Eindruck entstehen, als hätte man es bei der CDU nicht mit einer
politischen Partei, sondern mit einer Sekte zu tun - mit der
Mutti-Sekte, genauer gesagt.
Mal sehen, wer in vier Jahren „voll muttiviert“ wird und was danach
von der Union übrigbleibt, wenn Guru-Angie noch mal 8% „ihrer“
Wählerinnen und Wähler dank „alternativloser“ Politik in die politische
Wüste schickt. Aber dass die CDU gut darin ist, Schminke auf ein Schwein
zu schmieren, hat sie gestern Abend mal wieder bewiesen.
Apropos Schminke: Im Willy-Brandt-Palast der sozialen Gerechtigkeit
hatten die Vorstände der anderen unpopulären deutschen Volkspartei, der
SPD, sich zu einer ersten Stellungnahme wie eine Barrikade aus
Finanzamtsangestellten und Kindergärtnerinnen um ihren Spitzenkandidaten
gruppiert. Man stand solidarisch zusammen und bemühte sich, gelassen
und entspannt zu wirken, sah aber aus wie eine Schulklasse, die die
Hosen gestrichen voll hat, weil sie zum ersten Mal im Leben die
Erfahrung machen musste, dass die wirkliche Welt nach ganz anderen
Regeln funktioniert, als man es ihr im auf der Papageienschule
beigebracht hatte.
Dabei sind die Sozialkleptokraten gestern noch glimpflich
davongekommen, immerhin steht noch eine zwei vor dem Komma. Nachdem die
Genossen ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1949 kassiert haben, zogen
sie daraus interessanterweise den Schluss, dass die SPD einfach viel zu
gut ist für dieses Land. Wie eine beleidigte Leberwurst klopfte ein
krautiger Martin Schulz die üblichen Plattitüden über die Erneuerung
seiner Partei in der Opposition platt und fantabulierte über seinen
heißen Kaffeeatem von der SPD als selbsternanntem „Bollwerk der
Demokratie“ – das wieder mehr so wie die AfD werden will.
Um nicht länger von einer schnöden Wirklichkeit behelligt zu werden,
die ihm gerade bewiesen hatte, wie überflüssig er tatsächlich ist, zog
Genosse Schulz sich daraufhin beleidigt in seine Gemächer zurück –
vermutlich, um ein bisschen mit Jean-Clown Juncker zu telefonieren. Man
träumt eben nie so schön wie kurz vor dem Aufwachen.
Bei der FDP hingegen war der Jubel fast so groß, wie bei der AfD.
Immerhin hatten die Liberalen fast ihr ganzes Wahlprogramm dort
abgeschrieben. Herr Lindner gab sich dennoch bemüht, sich nicht zu sehr
um Regierungsverantwortung zu drängeln, nachdem ihm Genosse Schulz zuvor
bereits nach der Devise „sei mutig, lass mich hintern Baum“ an der
Mutti-Front den Vortritt gelassen hatte.
Nun hat die moderne FDP eine traurige Geschichte adrett wirkender
junger Männer, die vom Koalitionsdschungel verschluckt und vier Jahre
später in einer weniger manierlichen Form wieder ausgespien werden – ich
denke da an Phillip Rösler, dessen politisches Finale mich manchmal an
das künstlerische Ende von Britney Spears erinnert.
Ich könnte es verstehen, wenn Herr Lindner sich so teuer wie möglich
verkaufen möchte, bevor er sich für einen ähnlichen Lebensweg
entscheidet, und bin mir sicher, dass ihm das Selbstmarketing auch
gelingt. Aber vielleicht liest er vor den Koalitionsverhandlungen besser
„The Art of the Deal“, oder lässt sich von seinen Praktikanten
wenigstens eine kluge Zusammenfassung schreiben.
Welche politischen Errungenschaften für Germany dabei herausspringen,
wenn Lindners puppenlustig-liberalen Leistungsträger im Kanzlerbunker
mitmischen dürfen, bleibt abzuwarten. Vielleicht eine neue
Steuersenkung, nur diesmal nicht nur fürs Hotelgewerbe, sondern auch für
die Gastronomie? Irgendwie scheint sich in der FDP heutzutage vieles
darum zu drehen, wie man seine Mittagspause möglichst billig verbringt…
Obwohl sie sich zuvor mit der „Links“-Partei ein spannendes Duell um
den letzten Platz in der Wählergunst geliefert hatten, wurden die
Ökopathen schließlich mit dem Regierungsauftrag belohnt. Kein Wunder:
Wenn es darum geht, Wirtschaft und Verbrauchern in den nächsten Jahren
„klimapolitisch“ in die Portemonnaies zu greifen, stellt sich niemand so
geschickt an, wie die Grünen. Sonst könnte bei der linksalternativen
Umverteilung von unten nach oben womöglich etwas verrutschen.
Nachdem es in Umfragen lange so aussah, als könnten die Grünen an der
5%-Hürde scheitern, schmeckten ihnen ihre Bio-Delikatessen zum Preis
von zehn Durchschnittsrenten gestern Abend bestimmt noch mal so gut. Und
auch die Links-Partei kann sich auf der Basis des gestrigen
Wahlergebnisses mit dem Wahn trösten, noch immer irgendwie gebraucht zu
werden – fragt sich nur von wem und wozu.
Da fehlt doch was? Ach ja richtig, die AfD. Sie hat es nach ihrer
Wiedergeburt als Anti-Masseneinwanderungs- und
Anti-Islamisierungs-Partei zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag
geschafft. Bundesweit sind es knapp 13%, im Osten sind es über 21, womit
sie dort bereits zweitstärkste Kraft ist, hinter der CDU, aber vor SPD
und „Links“-Partei. Sie kommt auf 94 Abgeordnete und gewann drei
Direktmandate. All das beweist sicher vieles, vor allem aber, dass es
eine ziemlich große Marktlücke gibt im etablierten Angebot der
politischen Ansichten und Meinungen.
Die AfD ist natürlich skandalös und der
Untergang des Abendlandes, wenn man die vom Staatsfunk und den
Qualitätsmedien geordneten, ruhigen Zeiten gewöhnt ist, die das
politische Leben so miefig, piefig, kleinkariert machen, wie man es sich
als linkalsternativer Kleinbürger und staatstragender Publizist nun mal
wünscht. Aber dank der praktischen Regierungsarbeit in den letzten vier
Jahren leben wir nicht mehr in geordneten, ruhigen Zeiten, auch wenn
die etablierten Parteien uns selbstverständlich einreden möchten, dass
es so wäre, weil sie für alles andere keine Konzepte haben.
Ob die AfD diese Konzepte hat, wird sich zeigen. Vor allem, ob das
Personal stimmt. Immerhin möchte im Gegensatz zu Herrn Gauland nicht
jeder stolz auf die Verbrechen der deutschen Wehrmacht sein. Und wenn
der nächste Bundestag nicht von einem Abgeordneten eröffnet würde, der
den Holocaust für einen „Mythos“ hält, wäre das sicher eins der
erfreulicheren Ergebnisse dieser Bundestagswahl.
https://haolam.de/artikel_30958.html
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