Nach dem Meuchelmord an dem Istanbuler Armenier Hrant Dink am 19. Januar erlebt die Türkei eine Welle des Nationalismus ... Das Stichwort gab Sevket Kazan von der Glückseligkeitspartei (SP). Er eiferte: "Wir heißen nicht Hrant und sind keine Armenier! Wir heißen Mehmet, und wir sind Muslime!" Die Zeitung "Tercüman" machte am gleichen Tag mit "Wir sind alle Türken" auf, und auf türkisch-nationalistischen Webseiten tauchte die Losung auf: "Der eigentliche Völkermord beginnt erst jetzt." In Trabzon, an der Küste des Schwarzen Meers, woher der Täter Ogün Samast stammt, sind inzwischen weiße Wollmützen, wie sie Samast trug, als er Hrant Dink von hinten niederschoß, ein Verkaufsschlager. Am vergangenen Sonntag spielte Trabzons Fußballclub zu Hause gegen Kayseri. Im Stadion war ein Meer türkischer Fahnen zu sehen, und Spruchbänder verkündeten Losungen wie "Wir alle sind aus Trabzon, und alle sind wir Türken" und "Selbst wenn ihr uns niederschießt, wir werden niemals zu Armeniern!" Als die Zuschauer die La-Ola-Welle machten, plärrte der Lautsprecher: "Wer jetzt nicht aufsteht, ist Armenier!"
1. Februar, "Berliner Zeitung",
zitiert in konkret 3-2007
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