Es waren junge, kräftige Männer, die an einem Freitag vor der Franz-Jonas-Schule in Floridsdorf auftauchten. Weiße Häkelmützen trugen sie und jene langen Kleider, wie sie in radikalislamischen Kreisen üblich sind. Um Kontakt zu den Kindern mussten sich die Besucher nicht lange bemühen, erzählt Schuldirektor Christian Klar: "Sie wurden umringt wie die Popstars." Die mutmaßlichen Anwerber konnte Klar vor Monaten mit einem Ruf nach der Polizei vertreiben, ihre Ideologie hingegen nicht. Seit einigen Jahren, erzählt er, mache sich in der neuen Mittelschule, die an sich auf ihr "familiäres" Klima stolz ist, "ein konservatives, fast rassistisches Islamverständnis" breit. "Durchgesetzt wird es zum Teil mit massivem Druck bis hin zu Mobbing." Erlebt habe dies etwa jenes Mädchen, das ein Referat über die Anschläge auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo hielt – Morde "im Namen des Glaubens", wie sie feststellte. In der Pause sei sie von 25 Mitschülerinnen und -schülern in die Ecke gedrängt und mit Vorwürfen überhäuft worden: "Warum beleidigst du den Islam?" Immer wieder wechselten Mädchen schlagartig vom Minirock zum Kopftuch, eine Schülerin sei eines Tages sogar mit einer Burka aufgetaucht. Spricht Klar darauf die Väter und Mütter an, blicke er oft in verdutzte Gesichter. "Das Elternhaus ist nicht die treibende Kraft", glaubt er. "Der Islam ist ein echter Jugendkult geworden, da eifert einer dem anderen nach." Habe ein Hauptschullehrer früher gelegentlich mit einem "Geh' scheißen" rechnen müsse, fliege einem nun ein zorniges "Allahu Akbar" entgegen – mitunter auch aus Urwiener Mund, erzählt der Direktor. Gut durchmischt sei auch jenes Grüppchen gewesen, das bei einem Besuch der Uno-City das Sicherheitspersonal aufschreckte: Für ein Selfie hatten die Burschen nach Manier der Terroristen vom "Islamischen Staat" den Zeigefinger emporgestreckt.
derstandard.at
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