Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat ihr Bedauern über den Tod des Unternehmers Berthold Beitz bekundet. Der Deutsche hatte während der Nazizeit in Osteuropa etwa 250 Juden das Leben gerettet. Er verstarb am Dienstag im Alter von 99 Jahren auf Sylt.
„Yad Vashem ist traurig über das Ableben von Berthold Beitz, einem Gerechten unter den Völkern und einem engen Freund von Yad Vashem“, teilte die Gedenkstätte mit. „Er ist außergewöhnliche Risiken eingegangen, um während des Holocaust Juden zu schützen und zu retten.“ Der Titel „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung des Staates Israel. Er wird ausschließlich an Nichtjuden verliehen, die sich an der Rettung verfolgter Juden beteiligt haben.
Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrates der ThyssenKrupp AG hatte den Titel im Oktober 1973 erhalten. Seine Ehefrau Else Beitz wurde 2006 als „Gerechte“ anerkannt. „Sowohl er als auch seine Frau verbargen flüchtige Juden in ihrem eigenen Haus, womit sie Denunziationen riskierten“, heißt es in einer Biographie auf der Website von Yad Vashem . Im April konnte Berthold Beitz nach 70 Jahren einen seiner Schützlinge, den 84-jährigen Jurek Rotenberg, wiedersehen. Dieser war für das Treffen von Haifa nach Essen gereist.
Beitz übernahm 1941 die Leitung der Karpaten-Öl AG im galizischen Boryslaw, das heute in der Westukraine liegt. Als er sah, was die Nazis den Juden antaten, sah er sich zum Handeln gezwungen. Er stellte Verfolgte, auch wenn sie nicht arbeitsfähig waren, in seinem Unternehmen ein und brachte sie auf dem Firmengelände unter. Rotenberg erinnerte sich im Gespräch mit dem Magazin „Focus“ daran, wie der Direktor Juden vor der Deportation bewahrte: „Da kam auf einmal ein Mann auf den Bahnsteig. Er ging durch die Menge. Ganz gerade, sehr elegant, in einem schönen grauen Mantel. Weißes Hemd, Krawatte. Er blieb ganz ruhig. Er ging zu den Zügen und rief nach den Menschen, deutete auf sie.“
Auch die Botschaft des Staates Israel in Berlin würdigte den Verstorbenen. In ihrem Newsletter zitiert sie, was der ehemalige Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees einst über seine Motivation sagte: „Das war kein Antifaschismus, kein Widerstand. Wir haben von morgens bis abends hautnah miterlebt, was in Boryslaw mit den Juden geschah. Wenn Sie sehen, wie eine Frau mit einem Kind auf dem Arm erschossen wird, und Sie haben selbst ein Kind, dann haben Sie eine ganz andere Reaktion.“
Die Biographie, in der Yad Vashem die Verleihung des Ehrentitels begründet, ist hier zu finden: www.yadvashem.org/yv/de/righteous/stories/beitz.asp.
INN
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