Tuesday, September 09, 2014

Als Sex-Sklavin bei IS-Kämpfern: Eine 17-jährige Jesidin beschreibt ihr Martyrium als Gefangene der Dschihadisten

Verschleppt, als Sex-Sklavin mehrmals täglich missbraucht, geschlagen, gebrochen – das, was ein 17-jähriges Jesiden-Mädchen in einem Telefonat erzählt, ist ein Protokoll des Grauens. "Meinen Körper haben sie bereits getötet, nun bringen sie auch noch meinen Geist um", so die junge Frau zu einem Reporter der italienischen Zeitung La Repubblica. "Sie" – das sind die Extremisten der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS), die in Syrien und dem Irak ihr Unwesen treibt. Das Martyrium des Teenagers begann laut eigenen Angaben am 3. August, als IS-Kämpfer ihre Heimatstadt Sindschar im Norden des Zweistromlandes überfielen. Vielen gelang die Flucht, auch ihren Eltern. Diese befinden sich derzeit in einem Flüchtlingslager im kurdisch kontrollierten Teil des Iraks(von dort wurde auch das Telefonat geführt). Die junge Jesidin konnte mit 40 anderen Leidensgenossinnen, manche sind erst zwölf Jahre alt, den Islamisten nicht entkommen. Bis zu drei Mal pro Tag würden die Mädchen und Frauen vergewaltigt, von unterschiedlichen Gruppen von Männern. "Sie sagen, wir sind ihr Eigentum, gleichsam eine Kriegsbeute. Außerdem sagen sie, dass wir wie Ziegen seien, die sie auf dem Markt gekauft hätten."Und weiter: "Ich schäme mich so für das, was sie uns antun. Ein Teil von mir möchte einfach nur sterben. Wir haben sie sogar schon gefragt, dass sie uns doch erschießen, doch wir sind zu wertvoll für sie." Ganz aufgegeben hat sich die 17-Jährige aber noch nicht. "Ich hoffe, dass ich meine Eltern irgendwann wieder in die Arme schließen kann. Und dabei liegt meine ganze Hoffnung auf den (kurdischen) Peschmergas (die gegen die IS-Miliz militärisch vorgehen). Aber sie müssen schnell anrücken, denn ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte." Dass es überhaupt zu diesem authentischen Bericht aus dem Horror-Camp kommen konnte, geht auf eine Strategie-Änderung der selbst ernannten "Gotteskrieger" zurück. Denn anfänglich hatten sie ihren Geiseln die Handys abgenommen. Doch dann wollten sie offenbar, dass ihre grauenhaften Taten in die Welt getragen werden. "Um uns noch mehr zu verletzen, sollten wir unseren Eltern in allen Details beschreiben, was sie mit uns tun", sagt die junge Jesidin in dem Telefonat, "und dabei lachen sie, weil sie glauben, dass sie unbesiegbar seien. Sie fühlen sich als Superman, dabei sind sie aber nur Leute ohne Herz." Diese Methode des "Islamischen Staates", die Gräueltaten rasch und über möglichst viele Kanäle global zu streuen, entspricht der bisherigen Praxis der Extremisten. Diese, analysiert der Direktor des Nationalen US-Konter-Terrorismus-Zentrums, Matt Olsen, hätten "die stärkste Propaganda-Maschinerie aller Terror-Organisationen." Dies wohl auch, um im Rennen um die weltweite Vorherrschaft unter den Islamisten-Gruppen El Kaida auszustechen. Mastermind der professionellen Verbreitung von Hass-Botschaften könnte der in Syrien geborene Ahmad Abousamra sein. Der 32-Jährige, der auch die US-Staatsbürgerschaft hat, wuchs in Boston auf, wo er einen Universitätsabschluss in Informatik machte. Danach soll der Mann, den das FBI zu den meist gesuchten Terroristen zählt, in Pakistan und im Jemen zum rücksichtslosen Dschihadisten ausgebildet worden sein. Auf Abousamra, der fließend Englisch und Arabisch spricht, ist ein Kopfgeld in der Höhe von umgerechnet fast 40.000 Euro ausgesetzt. Wie auf dem Schlachtfeld schießen die Ultra-Radikalen des IS auch auf dem Informationssektor aus allen Rohren. Laut dem Sender Sky News verbreiten sie ihre kruden Parolen und ekelerregenden Enthauptungsvideos allein auf Twitter auf mehr als 60.000 Accounts. Erschreckend: Nach der Ermordung des US-Journalisten James Foley wies in den ersten 24 Stunden danach angeblich jeder zehnte Tweet eine positive Tendenz gegenüber dem Schicksal des Reportes auf. Twitter-Chef Dick Costolo kündigte zwar an, alle Nutzer mit Verbindungen zu IS-Videos zu sperren. Doch schon wenig später tauchten diese mit ähnlichem Namen und derselben Propaganda wieder auf.
kurier

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