Wednesday, September 10, 2014

Blühende Phantasie

Auf dem Planeten ZDF muß der Wechsel eines Ansagers aus einer Nachrichtensendung, dem heute-Journal, in eine andere ein Großereignis sein. Noch am Sonntag erschienen jedenfalls bunte Anzeigen, die Christian Sievers als neuen Moderator der heute-Nachrichten ankündigten:
“Berlin. Naher Osten. heute-Studio. Er ist immer da, wo Wichtiges passiert.”
“Berlin, Naher Osten, heute-Studio” – wie klein doch die Welt, in der “Wichtiges” geschieht. Aber in der Tat, Christian Sievers war bis August 2014 neben seiner Tätigkeit beim heute-Journal Leiter des ZDF-Studios in Tel Aviv, als der er manches Abenteuer erleben durfte:
“Nach dem Besuch des Emirs von Katar am Dienstag hatten Hamas-Führer die einzige Grenze nach Israel dicht gemacht. Die Konsequenz: Zahlreiche internationale Journalisten – darunter auch ein ZDF-Team um Korrespondent Christian Sievers – sind im Gaza-Streifen eingeschlossen.”
An den Vorurteilen des Staatsjournalisten gegenüber Israel änderten die dabei gemachten Erfahrungen freilich nichts. Ein anschaubarer wie anschaulicher Beleg dafür ist einer seiner letzten “Berichte” aus dem Nahen Osten, der sich großer Beliebtheit unter notorisch faktenallergischen “Israelkritikern” erfreut.
Darin stellt Christian Sievers die Bahauptung auf, die israelische Regierung unter Premier Benjamin Netanjahu habe durch das gezielte Verschweigen von Informationen nach der Verschleppung dreier israelischer Jugendlicher durch Hamas-Terroristen ein Klima geschaffen, in dem jede Kritik verstumme.
“Es ist eine Situation, in der das Handeln der eigenen Regierung von kaum noch jemandem hinterfragt wird.”
Als Beispiele für unterdrückte Informationen nennt der Mann, der “immer da” ist, “wo Wichtiges passiert”, das Auffinden eines Autowracks und den aufgezeichneten Notruf der Verschleppten. “Was die Menschen hier nicht ahnen: Israels Sicherheitsbehörden wissen längst mehr.”
Und genau dieses Wissen hätten Behörden und Regierung verschwiegen. Dumm nur, daß diese Behauptung Christian Sievers’, ohne die seine ganze schöne “Enthüllung” nicht funktioniert, falsch ist. Schon wenige Stunden nach dem Verschwinden der Jugendlichen schrieb die Jerusalem Post:
“A torched car that was found alongside a highway in the vicinity of the search. Investigators towed away the car and will begin examining the remains in an effort to determine whether there is any connection to the missing students search.”
Daß die Jerusalem Post nicht allein war mit dieser Meldung, bestätigt ein Blick auf die “palästinensische” Website Donia Al-Watan, die Israel gewiß nicht wohlgesonnen ist. Doch selbst sie berichtet am 13. Juni, das israelische Fernsehen habe Bilder gesendet, die ein aufgefundenes Fahrzeugwrack zeigten.
War diese “verschwiegene” Information also bereits am ersten Tag nach der Verschleppung der drei Jugendlichen alles andere als ein Geheimnis, wurde am 15. Juni gemeldet, “one of the boys kidnapped Thursday evening [..] called the police yelling ‘We’ve been kidnapped.'” Und hinzugefügt wurde:
“The information was cleared for publication on Sunday – two days after searches began for 16-year-olds Gil-Ad Shaer and Naftali Frenkel, and 19-year-old Eyal Yifrach.”
So sieht sie also aus, die wahre Geschichte hinter Christian Sievers’ “Enthüllung”. Und so arbeitet der Mann, der seit Montag Nachrichten verkünden soll. Qualitätsjournaillismus mady in Germany.

tw24

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