Anwohner der Zillertalstraße in Riemke protestieren gegen
rumänischstämmige Zuwanderer in ihrer Nachbarschaft. „Hier herrschen
unerträgliche Zustände. Das Wohnen ist zum Albtraum geworden. Die Stadt
muss endlich handeln!“, fordern 117 Bürger in einem gemeinsam
unterzeichneten Brief an Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz.Keine Namen,
keine Fotos in der Zeitung: Die Angst sitzt tief bei den Riemkern, die
der WAZ am Donnerstag ihr Leid klagen. Seit Jahrzehnten leben sie hier.
Seit Jahresbeginn sehen sie sich „bis zu 30, am Wochenende auch deutlich
mehr Rumänen“ gegenüber, die in einem baufälligen Eckhaus an der
Brünsel-/Zillertalstraße wohnen. „Besser: hausen“, korrigiert eine der
Nachbarinnen. Sie berichtet von Lärmbelästigungen bis tief in die Nacht;
von Jugendlichen, die keine Schule besuchen und ihre Notdurft in den
Nachbargärten verrichten; von verwahrlosten Kleinkindern, die sich
selbst überlassen sind; von Betteleien, durchwühlten Mülltonnen und
Drohungen; von zahllosen Polizeieinsätzen und einem fahrenden
Lebensmittelhändler, der mehrfach beklaut worden sei und das Viertel nun
großzügig umfährt. Als der WAZ-Reporter einen der Bewohner befragen
will, wird er von zwei Männern mit erhobenen Fäusten beschimpft und
fortgejagt.„Wir alle haben auf gut Deutsch die Schnauze voll“, heißt es
in dem mit 117 Unterschriften versehenen Schreiben der Anwohner, das im
Frühjahr an OB Scholz geschickt wurde. Weitere Brandbriefe erhielten
u,a, das Jugend- und Gesundheitsamt. Die Hoffnungen richten sich auf das
neue Wohnungsaufsichtsgesetz, das Überbelegungen in Schrottimmobilien
verhindern soll.
Die seien bei Überprüfungen vor Ort aber „nicht festgestellt worden“,
teilt die Stadt in einer Antwort mit. Gemeldet seien in dem Haus 18
Personen: „alles EU-Bürger: 17 Rumänen, ein Deutscher“. Zwei Wohnungen
im Erdgeschoss seien bewohnt. Die desolaten oberen Etagen habe die
Bauordnung versiegelt. Das Gebäude gehöre einer Eigentümergemeinschaft.
Ein Ankauf durch die Stadt sei aktuell nicht möglich.
Die drastischen Schilderungen der Nachbarn will die Verwaltung auch auf
WAZ-Anfrage nicht bestätigen. „Unser Ordnungsdienst kontrolliert seit
Monaten mehrfach wöchentlich“, betont Sprecherin Barbara Gottschlich. Es
gebe „keine dramatischen Zustände, lediglich Sperrmüll“. Betteleien und
Drohungen seien nicht festgestellt worden, „ebenso wenig wie die
Nutzung der Vorgärten als Toilette“.
Die Nachbarn bekräftigen derweil ihre Forderungen: „Das Haus muss
geräumt und saniert, am besten abgerissen werden!“
derwesten
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